Der 2.Jugend-Kultur-Preis fand im Jahr 1998 statt...

und leitete die kontinuierliche Förderung von Kunst und Kultur im Land Sachsen-Anhalt ein. Es wurden dabei 86 Beiträge eingereicht.

Kunst und Kultur im Alltag unterzubringen, ist für viele nicht leicht. Die Grundschule „An der Klosterwuhne“ aus dem Magdeburger Stadtteil Neustadt hatte es geschafft, „Alltagswelt und Lebenskunst“ zu vereinen und für die dabei entstandenen neuen Erlebnisformen ein außergewöhnlich großes Interesse bei den Schülerinnen und Schülern zu wecken. Mit Erfolg: Vier Bühnenstücke, vier Bewerbungen um den Jugend-Kultur-Preis, ein zweiter Preis, drei Anerkennungsschreiben des Kultusministers, darüber hinaus zwei Mal Preisträger beim Wettbewerb „Goldener Floh“!

Die Preise gingen dieses Jahr an:

1. Preis – 7.000 DM
Kurt-Weill-Gesellschaft e.V./Musikschule Dessau
Beitrag: Werkstatt-Projekt Bearbeitete Singspielfassung „Bastien und Bastienne“ von Wolfgang Amadeus Mozart

2. Preis – 5.000 DM
Grundschule „An der Klosterwuhne“ Magdeburg
Beitrag: Tanztheaterprojekt „Sinfonie Pastorale“ nach der Sinfonie Ludwig van Beethovens

3. Preis – 3.000 DM
LEVANA-Schule für Geistigbehinderte Eisleben
Beitrag: Kunstbuch „Manchmal ist eben nicht mein Tag“

Förderpreis – 500 DM
Ronny Kaufhold aus Genthin
Beitrag: Klavierinterpretationen klassischer Musik und eigener Kompositionen

Förderpreis – 500 DM
Jörn Weinert aus Groß Rosenburg
Beitrag: Kulturelle Gesamtdokumentation „Vom ICH zum WIR – Wie eine Region wächst“

Wir konnten mit Dr. Christian Walbrach Leiter der Grundschule „An der Klosterwuhne“ Magdeburg ein Interview führen:

Womit haben Sie sich für den Jugend-Kultur-Preis beworben?
Wir hatten damals hier an der Schule ein Kulturprojekt namens „Tanztheater“. Dabei ging es darum, in erster Linie klassische Stücke tänzerisch darzustellen. Unser erstes Stück war die „Sinfonie Pastorale“ von Ludwig van Beethoven, deren Themen aus dem Landleben von den Kindern in „getanzten Bildern“ dargestellt wurden. Wir hatten Fördergelder beantragt und konnten dadurch wunderschöne Kostüme herstellen. In der Schule gibt es noch immer einen schönen großen Fundus.

Wie haben Sie die Inszenierung personell „gestemmt“?
Neben Lehrer*innen und Pädagog*innen der Schule haben wir auch ABM-Kräfte einbezogen, zum Teil waren auch ehemalige Tänzer vom Landestheater Magdeburg dabei, die unwahrscheinlich gut und intensiv und natürlich auch besonders fachmännisch gearbeitet haben.

Wurde die „Sinfonie Pastorale“ auch außerhalb derSchule aufgeführt?
Es gehörte von Anfang an zu unserem Ziel, unsere Stücke im Landestheater Magdeburg aufführen zu können und dieser Wunsch ging dann tatsächlich auch in Erfüllung. Wir haben den „großen Saal“ bekommen und haben das Haus zwei Mal gefüllt. Da waren bei jeder Aufführung an die 1.000 Zuschauer*inne! Es wurde auch mehrfach auf der Seebühne im Magdeburger „Elbauenpark“ aufgeführt.

Gab es nach dieser erfolgreichen Inszenierung noch Folgeprojekte?
Ja. Der Stein war jetzt im Rollen. Wir hatten immerhin einen sehr guten Kostümfundus sowie ehrgeizige Pädagogen , die das dann auch weitermachen wollten. Da haben wir gleich die nächsten Projekte in Angriff genommen: Im Jahr 1999 Shakespeares „Sommernachtstraum“, im Jahr 2000 „Tanz – Ein Traum“, das war eine Eigenkomposition von unseren Pädagogen. Das vierte und vorerst letzte Projekt war „Scheherazade“. Schon der Name deutet auf „Tausendundeinenacht“ und auf orientalische Farbenpracht hin, gerade diese Inszenierung erforderte eine große Vielfalt an Kostümen und Requisiten. Mit allen Projekten haben wir uns für den Jugend-Kultur-Preis beworben und jeweils ein Anerkennungsschreiben vom Kultusminister erhalten.

Welchen Umfang hatten die Produktionen?
Es waren immer sehr viele Kinder eingebunden. Das waren nicht nur zehn, zwölf, sondern da waren immer um die 50 bis 60 Kinder aller Altersklassen einbezogen, von der ersten bis zur vierten Klasse! Die Inszenierungen dauerten jeweils etwa eine Stunde. Wir hatten dann hier auch Mitarbeiter, die Kulissen, phantasievolle Bühnenbilder hergestellt haben, es war schon ein richtiger kleiner Betrieb!

Was haben Sie mit dem Preisgeld gemacht?
Das haben wir komplett wieder investiert. 5.000 DM ist ja schon eine beträchtliche Summe, damit lässt sich einiges bewegen. Vor allem konnten wir von dem Geld neue Kostüme und Ausstattungen kaufen. Nach dem ersten Projekt war sofort klar, dass das zweite gleich geplant wird. Die Kollegen und Schüler waren dann richtig „heiß“. Da war vollkommen klar, was mit dem Geld passiert.

Wie haben Sie vom Jugend-Kultur-Preis erfahren?
Ich bekomme regelmäßig das Schulverwaltungsblatt, darin sind diese Hinweise immer enthalten. Da bin ich aufmerksam geworden und ich machte den Kollegen den Vorschlag, sich zu bewerben. Ganz einfach.

Wenn Sie ein Motto vorschlagen könnten…
Ich denke, man sollte in erster Linie auch das soziale Miteinander thematisieren. Wichtig wäre mir, Vereinzelung auszubremsen und Gemeinschaftsprojekte, vielleicht auch zwischen verschiedenen Schulen, zu fördern. Was könnten zum Beispiel eine Förderschule und eine Regelschule für gemeinsame Projekte starten? Ich könnte mir vorstellen, dass in diesem Bereich viel Potential ruht.

Auszug aus der Beurteilung der Jury
„Mit der als Tanz dargestellten „Sinfonie Pastorale“, der sechsten Sinfonie Ludwig van Beethovens, gelang den rund achtzig beteiligten Schülerinnen und Schülern eine sehr lebendige und niveauvolle Aufführung. Die Kinder im Grundschulalter, also zwischen 6 und 12 Jahren alt, meisterten mit erstaunlicher Souveränität die Schwierigkeit eines solchen Unterfangens. Nicht zuletzt durch die einfache, altersgerechte Choreographie und die schöne, phantasievolle Ausstattung wird eine Geschichte erzählt, die sich an der Erfahrungswelt der Kinder orientiert, sich durch besonderen Bilderreichtum und die unverstellte Bewegungslust der Kinder auszeichnet. (…) Neben der tänzerischen Umsetzung der Musik wurde auch die gesamte Ausstattung und Kostümierung, farbenfroh und phantasievoll, mit den Kindern hergestellt.“

 

 

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