Der 4. Jugend-Kultur-Preis

Im Jahr 2000 gab es unter dem Motto „Ich sehe was…“ 91 Beiträge. Gewonnen hatte damals ein Projekt der .lkj) Sachsen-Anhalt. Unter Anleitung von Evelyn Hahne gab es ein Musicalprojekt, welches sich mit dem Thema Medien und Rassismus beschäftigte.

Evelyn Hahne teilt ihr damaligen Eindrücke in einem Interview.

 

Die Preise gingen dieses Jahr an:

1. Preis – 7.000 DM
.lkj) – Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. Internationales Musical-Projekt gegen Rassismus »world wide fire«

2. Preis – 5.000 DM
Jugend-Big-Band-Anhalt »Here we are« – Konzert des Jazzquartetts und Gesamtrepertoire

3. Preis – 3.000 DM
BBS III Halle/Saale Videofilm, Begleitmaterial, Ausstellung »Wohin mit meiner Wut?«

Förderpreis – 500 DM
Anja Trabert aus Halle/Saale Abhandlung »Über die Sozialisation des Menschen«

Förderpreis – 500 DM
Mathias Fiedler und Mathias Zeiske aus Blumenberg Internetprojekt »www.kineticz.de«

Interview mit der Projektleitung Evelyn Hahne

Worum ging es bei dem Musical? Wer hat daran teilgenommen?
Im Jahr 2000, bei meinem zweiten Musical, haben wir uns mit dem Thema „Medien und Rassismus“ beschäftigt. Die Teilnehmer waren etwa 25 Jugendliche zwischen 18 und 26 Jahren aus 10 bis 16 Ländern, zum Beispiel Frankreich, England, Südkorea, Jugoslawien, Spanien, Slowakei, USA und und und. Wir hatten drei Wochen Zeit, dieses Musical zu erarbeiten. Es gab lediglich ein Thema, einen Regisseur und natürlich das Team, das drumherum half. Das Musical an sich jedoch, die Szenen, wurden von den Jugendlichen selbst „erfunden“, ein „work in progress“ sozusagen. Anschließend gingen wir drei Wochen auf Tournee. Wir hatten etwa zehn Auftritte an ganz vielen verschiedenen Schulen Sachsen-Anhalts und sogar auf dem Sachsen-Anhalt-Tag. Unser letzter Auftritt war in Halle. Dieser wurde mitgeschnitten und so konnte ich das Projekt beim Jugend-Kultur-Preis einreichen. Natürlich habe nicht ich den Preis gewonnen, sondern alle Beteiligten des Projektes. Das Geld, das wir bekommen haben, haben wir eingesetzt, um ein neues Teamtreffen zu organisieren und das Musical für das Jahr 2001 zu planen. Schließlich war das Team auch international: Die Regisseure kamen aus Wales, mein Assistent aus Frankreich. Insgesamt waren wir zehn Leute im Team.

Wie haben die Teilnehmer die Arbeit empfunden?
Die waren alle ganz begeistert. Die Kommunikation lief komplett auf Englisch. Einige, gerade aus den osteuropäischen Ländern, konnten nur Deutsch. Aber nach einer Woche konnten auch sie so gut Englisch sprechen, um klar zu kommen. Am Anfang wird natürlich erst einmal „mit Händen und Füßen“ geredet. Schön war auch, dass während des Projektes die Teilnehmer untereinander sich etwas von ihrer Kultur nähergebracht haben. Wir haben an internationalen Abenden zusammen gekocht, es wurden verschiedene internationale Tänze vorgestellt. Während der Erarbeitungszeit gab es einen regen Austausch unter den Kulturen. Bei den Aufführungen hatten wir stets sehr zahlreiches und begeistertes Publikum. Oftmals, glaube ich, hat das auch geholfen, ein Stück Fremdenangst bei den Leuten abzubauen. Wo kommst du her, wie ist das da so und so weiter, die Jugendlichen von hier und dort kamen sehr gut ins Gespräch. Einige der Teilnehmer fühlten sich so bestärkt, dass sie später auf die Schauspielschule gehen oder Medienwissenschaften studieren wollten. Andere wiederum kamen als graue Maus und konnten durch ihren Auftritt auf der Bühne ihre Persönlichkeit entdecken.

Wie lief die Arbeit vor Ort ab?
Es gab die Regie und einen musikalischen Leiter. Alle Ideen kamen von den Teilnehmern selbst. Man hat erst einmal angefangen mit einer Art „Brainstorming“. Was fällt euch zum Thema ein? Was ist überhaupt Rassismus? Wie ist das in den verschiedenen Ländern? Was habt ihr für Vorurteile und so weiter. Die erste Woche der Proben war immer erst einmal da, um Talente und Themen herauszufiltern, mit denen man in der zweiten Woche konkret arbeiten konnte. Schließlich wurden die Szenen erarbeitet und in der letzten Woche zusammengesetzt und arrangiert.

Haben die Teilnehmer noch mitbekommen, dass es einen Preis für ihr Musical gab?
Ja klar, bis auf zwei Franzosen waren die anderen zwar nicht mehr hier, aber per E-Mail hatten wir trotzdem noch viel Kontakt. Die haben sich alle sehr gefreut, für ihre Arbeit einen Preis zu bekommen. Natürlich ist es schwierig, jemanden aus Japan für einen Tag einzufliegen, um den Preis persönlich entgegenzunehmen, das habe ich dann stellvertretend übernommen.

Auszug aus der Beurteilung der Jury
„Das hohe Niveau der musikalischen und pantomimischen Partien innerhalb des Musicals faszinieren ebenso wie die schauspielerische Ausstrahlung einzelner Akteure, wie die einfachen, aber wirkungsvollen Gruppenarrangements, die Vielzahl schöner szenischer Einfälle und die angenehm sparsam eingesetzten choreographischen Elemente. Die selbstgestellte Thematik ist mit all diesen Mitteln außerordentlich gelungen umgesetzt. Die 25 am Projekt beteiligten Jugendlichen, Amateure und keine professionellen Künstler, haben in nur knapp drei gemeinsamen Arbeitswochen das gesamte Musical von der Idee bis zur fertigen Inszenierung entwickelt und sind danach in elf über Sachsen-Anhalt verteilte Orte getourt, jedes Mal mit großem Erfolg. Man bekommt eine Ahnung davon, wieviel Engagement, Kraft, Ausdauer von allen Beteiligten notwendig sind. Hochachtung vor dieser Arbeit! – sie hat den Preis verdient.“

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